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Der Bienenblog

Bienen auf einer Honigwabe

Seit 7 Jahren bin ich Hobbyimker in Leimen. Dabei habe ich viel gelernt, natürlich über die Bienenhaltung, aber auch darüber hinaus über die vielfältigen Zusammenhänge in unserer Umwelt und wie ein Rad dort in das andere greift. Ich halte bis zu 6 Wirtschaftsvölker. Damit bin ich vom Frühjahr bis zum Frühsommer, in der Rush-Hour des Bienenjahres, gut ausgelastet.

Das Aktionsjahr "Bienenfreundliches Leimen" möchte ich zum Anlass nehmen in lockerer Folge über die imkerlichen Arbeiten im Jahreslauf zu berichten. Viel Vergnügen beim Lesen, schauen sie bald wieder vorbei!

Ich freue mich über eine mail von Ihnen an This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.. Ihre Fragen greife ich gerne in diesem Blog auf.

 

Ihr Imker Marcus Holl

 

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Heute habe ich nochmals das eine Volk durchgesehen, welches ich kürzlich schon fast abgekehrt hätte. Und siehe da: es war ordentlich Brut vorhanden, ich habe sogar die - nicht gezeichnete - König gesehen. Offenbar war das Volk einfach nur spät dran. Eigenartig, was es mit den recht vielen buckligen Zellen auf sich hatte. Im letzten Jahr bin ich mit einer grün gezeichneten Königin in den Winter gegangen. Sie scheinen recht spät im Jahr noch umgeweiselt zu haben. Bei anderer Gelegenheit schreibe ich, was es mit "gezeichnet" auf sich hat. "Grün" bedeutet jedenfalls, dass die Königin aus dem Jahr 2019 war. Sie war also noch recht jung. Am Freitag kommt - wenn wettermäßig nichts dazwischenkommt - der Bienensachverständige und überzeugt sich vom gesundheitlich einwandfreien Zustand der Bienenvölker. Mit dem danach ausgehändigten Gesundheitszeugnis dürfen die Bienen verstellt werden. Danach kann ich Völker verkaufen. Damit sind wir in diesem Jahr verhältnismäßig spät dran.

Kerzen im Weinberg (Prange CC BY 3.0 DE)In unserer von der Landwirtschaft weitgehend entkoppelten Welt ist uns oft nicht mehr klar, wie unmittelbar wir von "der Natur" abhängen - was wir brauchen gibt es im Supermarkt.

Im Jahr 2017 hatten wir zunächst einen Bilderbuchfrühling. Die Natur war schon weit entwickelt, als uns eine Frostperiode vom 19.-21. April "kalt" erwischt hat. In der Pfalz wurden sogar Hubschrauber eingesetzt, um die bodennahe Kaltluft zu verwirbeln. Das Problem war, dass die Kaltluft nicht nur bodennah war. Es war vielmehr ein massiver, hochreichender Kaltluftkörper. Und somit ging der Plan nicht auf. Die beiden kalten Nächte hatten zur Folge, dass viele Blüten erfroren. Somit fing die Ernte bei den Obstbauern, aber auch beim Wein in diesem Jahr schlecht aus - wegen zwei später Frostnächten im Frühjahr.

Wer nun meint, man könne die wirtschaftlichen Folgen einfach dadurch kompensieren, dass man die verbliebene geringere Erntemenge zu einem höheren Preis verkauft, irrt sich. Das hat früher vielleicht funktioniert. Heute wird ein Ernteausfall durch erhöhte Liefermengen von woanders ausgeglichen. Eine Ertrags-Kompensation einer geringeren Erntemenge über einen höheren Preis ist also nicht möglich. Der Landwirt schaut am Ende in die Röhre.

Neben Hubschraubern und der Frostschutzberegnung kommen auch große Frostschutzkerzen in Weinbergen und Obstplantagen zum Einsatz. Das gibt sehr dekorative Bilder - dennoch ist der Grund natürlich ein ernster. Das Bild zu diesem Artikel zeigt solche Kerzen in eineḿ Weinberg an der Nahe.

Und warum schreibe ich das? Auch am Honigertrag sind die beiden Frostnächte nicht spurlos vorüber gegangen. Ich habe im Jahr 2017 aus vier Völkern gerade einmal 60 kg Honig geerntet. Normal wären 120 kg gewesen.

Artikelbild: Prange, Peter Orlando, CC BY 3.0 DE, via Wikimedia Commons (Ausschnitt)

RapsfeldSchon am letzten Wochenende habe ich bei einer Radtour die ersten Vorblüher im Raps gesehen. Jetzt werden die Rapsfelder eindeutig gelb. Der Raps wurde schon im letzten Jahr gesäht und überwintert als krautige Pflanze. Im Frühjahr wächst er dann schnell heran. Er ist die erste Massentracht im Jahr. Rein rechnerisch ergibt sich ein Honigertrag von bis zu 450 kg pro Hektar Anbaufläche. Der Ertrag eines einzelnen Volkes kann bei 20 kg und mehr liegen. In diesem Jahr gibt es im Feldgebiet zwischen Nussloch, St. Ilgen und Leimen - also im Flugkreis meiner Bienen - zwei Rapsfelder von zusammen vielleicht 3 Hektar Fläche. Der Rapshonig kristallisiert schnell aus und hat dann eine feinsteife Konistenz. Er ist hell mit einem perlmutfarbenen Glanz.

Die Zeit zwischen der Kirschblüte und Rapsblüte ist die Zeit, um die Honigräume aufzusetzen. In diesem Jahr sind wir aber noch nicht soweit. Wir haben gerade 6°C und es regnet. Bei solchen Temperaturen honigt der Raps nicht, spricht die Rapsblüte sondert keinen Nektar ab. Dass bei derart niedigen Temperaturen die Bienen auch keine Sammelflüge unternehmen kommt noch dazu. Ich warte also noch ab, bis es ein wenig wärmer wird. Dann werden die Honigräume aufgesetzt und die im Stock verbliebenen Wintervorräte (Zuckersirup) entfernt. Man will ja schließlich später Honig schleudern und verkaufen - und kein Zuckersirup.

Bienen haben die Angewohnheit, den Honig fluglochfern einzulagern. Das Flugloch ist unten im Boden, Der Honig wird also oben abgelegt. Man setzt also eine weitere (dritte) Zarge mit Rähmchen oben auf. Damit die Königin keine Brut im Honigraum ablegt, gibt man zwischen die zweite und die dritte Zarge ein Absperrgitter. Dies ist ein Gitter aus dünnen Metallstäben, die in einem so großen Abständen stehen, dass eine Arbeiterbiene hindurch gelangen kann, die etwas größere Königin, die alleine die Brut anlegt, aber nicht. So hat man später den Honig im Honigraum und nicht die Bienenbrut. Aber in diesem Jahr ist wiegesagt noch ein wenig Zeit, um die Honigräume aufzusetzen.

In den letzten Jahren hat der Raps hier in Leimen übrigens nicht gut gehonigt. Das kann verschiedene Gründe gehabt haben. Es war in den vergangenen Jahren stets verhältnismäßig trocken, sodass der Raps im Trockenstress war. Ein anderer Grund könnten die Temperaturen gewesen sein. Bei tieferen Temperaturen honigt der Raps schlecht, es kann auch sein, dass verhältnismäßig niedrige Tiefsttemperaturen in der Nacht sich hier negativ auswirken, selbst wenn es tagsüber angenehm warm ist.

In huius igitur noctis gratia, suscipe, sancte Pater,
laudis huius sacrificium vespertinum,
quod tibi in haec cerei oblatione sollemni,
per ministrorum manus
de operibus apum, sacrosancta reddit Ecclesia.
...
Alitur enim liquantibus ceris,
quas in substantiam pretiosae huius lampadis
apis mater eduxit.

In dieser gesegneten Nacht, heiliger Vater,
nimm an das Abendopfer unseres Lobes,
nimm diese Kerze entgegen als unsere festliche Gabe!
Aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet,
wird sie dir dargebracht von deiner heiligen Kirche
durch die Hand ihrer Diener.
...
Denn die Flamme wird genährt vom schmelzenden Wachs,
das der Fleiß der Bienen für diese Kerze bereitet hat.

Der obenstehende Text ist aus dem Exultet, dem Osterlob, welches im katholischen Gottesdienst der Osternacht von einem Diakon oder Kantor gesungen wird. Die zuvor am Osterfeuer entzündete Osterkerze - Sinnbild des auferstandenen Christus - wird in die dunkle Kirche getragen, gleich danach erklingt das besagte Exultet.

Die Biene hat ihren Platz im Exultet, liefert sie doch das Wachs für die Osterkerze. Es wird vermutet, dass das Exultet seinen Urspung im Umfeld des hl. Ambrosius, Bischof von Mailand, hat, dem Schutzheiligen der Imker und Kerzenzieher. Der Legende nach hat sich auf Ambrosius im Kindesalter ein Bienenschwarm niedergelassen.

Ich will nicht darüber schreiben wie die Kirchen und insbesondere die Klöster Europa kulturell und religiös geprägt haben, darum geht es in diesem Blog nicht und das können andere besser. Ich möchte vielmehr ein wenig Kontext liefern, was Klöster mit der Landwirtschaft im Allgemeinen und mit der Imkerei im Besonderen zu tun haben.

Die Klöster im Mittelalterer haben unsere Gesellschaft in vielen Bereichen wesentlich geprägt und waren Motor für Innovation. Ein Kloster war zu dieser Zeit ein großer Standortfaktor. Die Zisterzienser (ein Reformorden in der Tradition der Benediktiner), haben neben dem Gebet auch harte körperliche Arbeit in hohen Ehren gehalten. Und so kam es, dass dieser Orden intensiv landwirtschaftlich tätig war. Die Klöster waren landwirtschaftliche Großbetriebe. Das Wissen über landwirtschaftliche Techniken wurde in den Klöstern angesammelt und es waren die Klöster, die - unter Anderem - über damit verbundene Fragestellungen im Austausch untereinander standen und Impulse geben konnten. Etwa bei der Entwicklung der Dreifelderwirtschaft oder der Erfindung des Räderpfluges. Einige Klöster in dieser Zeit auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg waren etwa die Klosterinsel Reichenau, Maulbronn, Schönau im Odenwald, Bronnbach im Taubertal oder der Kloster Lobenfeld im Kraichgau.  Auch die kath. Kirche in St. Ilgen geht auf eine Benediktiner-Probstei zurück.

Für den Gottesdienst werden sowohl Wein als auch Bienenwachs (Kerzen) benötigt, und so wurde in den Klöstern auch  der Weinbau, und die Imkerei kultiviert. Wobei der Wein natürlich auch eine gewisse Rolle außerhalb des Gottesdienstes gespielt hat. Siehe Kapitel 40 der Regel des hl. Benedikts. Dort vertritt Benedikt die Ansicht, dass der Weinkonsum im Grunde nicht zum Mönchsein passe. Weil sich jedoch die Mönche "heutzutage" (... wird sind im 6 Jahrhundert) nicht davon überzeugen ließen, solle man wenigsten nicht im Übermaß trinken.

Die Verbindung von Armut und Besitzlosigkeit des einzelnen Mönches einerseits und großem Arbeitseifer andererseits führte zu Überschüssen die re-investiert wurden, sodass über die Zeit ein großer Kapitalstock anwuchs, der dann wiederum zu verbesserten Produktionsmöglichkeiten führte - ein sich selbst verstärkendes System. So kam über die Zeit ein großer wirtschaftlicher Reichtum der Klöster zustande. Das war natürlich nicht  die einzige Quelle des Reichtums, aber es war mit eine Quelle. Eine ganz ähnliche Analyse liefert Max Weber bezogen auf einen viel späteren Zeitraum über die protestantische Arbeitsethik. Dort war es so, dass der Reichtum explizit als "Beweis" der Zuneigung Gottes verstanden wurde. Ob auch die Mönche viel früher so dachten, weiß ich nicht.

Ein immerfort arbeitender ("Bienenfleiss") Bienenstock welcher süssen Honig hervorbringt und scheinbar ohne Fortpflanzung auskommt war natürlich das ideale Vorbild für das klösterliche Zusammenleben. Zu dieser Zeit war noch nicht bekannt, wie Bienen sich fortpflanzen. Dies passiert ausserhalb des Bienenstocks und kann daher im Bienenstock nicht beobachtet werden. Hätte man zu der Zeit schon gewusst, wie sich die Bienenkönigin auf dem Hochzeitsflug begatten lässt, so hätte der Bienenstock hier nicht als Vorbild dienen können. 

Und noch etwas darf an dieser Stelle nicht fehlen: Der aus der Nähe von Biberach stammende Benediktinerbruder Adam (Karl Kehrle) war es, der die nach seiner Abtei in England benannte Buckfast-Biene schuf. Durch ein Bienensterben war die britische Insel nahezu frei von Bienen. Diese Ausgangslage nutze Bruder Adam, um um das Jahr 1915 herum in überlebende Bienenvölker andere Bienenrassen einzukreuzen, die seiner Ansicht nach gewünschte Eigenschaften hatten. So entstand die schwarmträge, friedfertige und ertragsreiche Buckfastbiene mit der auch hier in der Gegend viele Imker arbeiten.

RundmadenHeute habe ich den mutmaßlich drohnenbrütigen Stock zum zweiten Mal durchgesehen. Die Temperaturen waren an der unteren Grenze, aber die Sonne hat geschienen. Im Brutnest habe ich auf zwei Rähmchen ordentliche Stifte (... Eier) gesehen. Wenn Arbeiterinnen legen, dass sind die Stifte "unordentlich" angeordnet und man findet mitunter auch mehrere Stifte in einer Zelle. Das spricht dafür, dass doch eine Königin im Stock ist. Die Eier erkennt man mitunter nur schwer, weil sie so klein sind, aber im Sonnenlicht kann man sie als ganz kleine perlmuttschimmernde längliche Stifte erkennen. Nun bin ich unsicher. Die Königin habe ich bei der letzten Durchsicht nicht gesehen. Im letzten Jahr habe ich in diesem Stock eine gezeichnete Königin eingewintern. Das bedeutet, dass die Königin ein kleines farbiges Kunststoffplättchen auf dem Rücken hat, damit man sie leichter findet. Aber das Kunststoffplättchen könnte über den Winter abgefallen sein, oder der Stock hat verhältnismäßig spät im Jahr noch umgeweiselt (... sich eine neue Königin gezogen). Eine genauere Durchsicht mit einer intensiveren Suche nach der (möglicherweise ungezeichneten) Königin habe ich heute aufgrund der grenzwertigen Temperatur unterlassen. In den nächsten Tagen soll es wettermäßig nochmals ungemütlich werden. Solange warte ich noch ab, und schaue dann nochmals nach. Vielleicht ist der Stock doch einfach nur spät dran. Eigenartig ist das mit den hervorstehenden Zellen (... vermutete Drohnenbrut) aber doch. Jedenfalls ist es besser im Zweifel nochmals abzuwarten, als jetzt vorschnell einen gesunden Stock aufzulösen.

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