Der Bienenblog
Seit 7 Jahren bin ich Hobbyimker in Leimen. Dabei habe ich viel gelernt, natürlich über die Bienenhaltung, aber auch darüber hinaus über die vielfältigen Zusammenhänge in unserer Umwelt und wie ein Rad dort in das andere greift. Ich halte bis zu 6 Wirtschaftsvölker. Damit bin ich vom Frühjahr bis zum Frühsommer, in der Rush-Hour des Bienenjahres, gut ausgelastet.
Das Aktionsjahr "Bienenfreundliches Leimen" möchte ich zum Anlass nehmen in lockerer Folge über die imkerlichen Arbeiten im Jahreslauf zu berichten. Viel Vergnügen beim Lesen, schauen sie bald wieder vorbei!
Ich freue mich über eine mail von Ihnen an
Ihr Imker Marcus Holl
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- Geschrieben von: Marcus Holl
Gestern Nachmittag hat das Thermometer mehr als 20 °C gezeigt. Ideale Bedingungen, um die Bienen auszuwintern. Alle Stöcke wurden nach und nach geöffnet - das erste Mal seit der Varroa-Winterbehandlung Ende Dezember. Ein Stock ist buckelbrütig. Dieser Stock hat die Königin verloren. Irgendwann fangen dann Arbeiterinnen an Eier zu legen. Das funktioniert aber nicht, weil diese nur Drohen (... die männlichen Bienen) erschaffen können. Die Drohnenbrut in den Zellen wird größer als die Arbeiterinnenbrut. Daher passen die Larven am Ende nicht mehr in die Brutzellen. Der Deckel der Zelle wölbt sich stark nach aussen. Daher der Name Buckelbrut. Dieser Stock ist am Ende. Aus Zeitgründen habe ich ihn nicht sofort abgekehrt. Ich werde den Stock in den kommenden Tagen nochmals durchsehen - ohne Hoffnung auf eine Änderung der Lage - und dann abkehren. Ich werde berichten.
Aber 7 Stöcke sind gut durch den Winter gekommen. Das ist ein ordentliches Ergebnis. Alle diese Stöcke haben Brut in verschiedenen Stadien, das ist ein sicheres Zeichen, dass diese Stöcke ihre Königin noch haben (nur die Königin kann ordentlich Nachwuchs schaffen). Die Durchlenzung des Bienenbestandes dürfte schon weit fortgeschritten sein. Es sind sogar schon Drohnen im Stock. Es ist kein Volk dabei, welches einen schwachen Eindruck macht, eher im Gegenteil.
Bei allen gesunden Stöcken wurde:
- die Plastikfolie entfernt, die ich mit der Zuckerpaste am 20. Februar in das Volk gegeben habe.
- Brut vom oberen Stockwerk in das untere Stockwerk umgehängt, sodass dort ein größeres Brutnest entsteht, welches sich wieder in das obere Stockwerk ausbreiten wird.
- Kräftig alte Rähmchen (ein Viertel des Bestandes) durch frische Rähmchen mit neuen Mittelwänden ausgetauscht. Die Bienen leben ihren Bautrieb aus und ziehen die Mittelwände zu fertigen Waben aus, in denen dann Honig oder Pollen gelagert oder aber Brut aufgezogen wird. Dabei habe ich natürlich darauf geachtet, nur Rähmchen auszutauschen, auf denen keine Brut angelegt war. Dies dient der Wabenhygiene. Alle Völker hatten noch reichlich Futtervorräte. Einen Teil der Vorräte habe ich im Stock belassen - falls es nochmals kalt wird. Den anderen Teil des Futtervorrates in älteren Waben habe ich entnommen. Diesen verwende ich im Mai als Futtervorrat beim Ableger bilden.
- Der Boden gereinigt, bzw nachgesehen, dass dort kein Bienentotfall mehr liegt. Den meisten Totfall hatte ich schon früher durch das Flugloch beseitigt, den Rest haben die Bienen mittlerweile selbst nach draussen geschafft.
- Die Fluglochverengung entfernt. Diese hält im Winter Mäuse davon ab, es sich im Bienenstock gemütlich zu machen, oder dort gar ein Nest anzulegen.
Es wird auch schon neuer Nektar eingetragen. Diesen kann man optisch deutlich von altem Futter unterscheiden. Wenn man alte Waben entfernt, führt man diese mit einer ruckartigen Bewegung über den Bienenstock. Dabei spritzt der frische Nektar heraus und in den Bienenstock hinein, sodass dieser für die Bienen nicht verloren ist.
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- Geschrieben von: Marcus Holl
Von den Bienen gibt es nichts Neues. Ich möchte jedoch zwei interessante Links teilen. Für Imker ist es wichtig zu wissen, was wann blüht. Danach richtet sich das Bienenjahr. Hier die beiden links:
- Blühphasen-Monitoring des Diensteistungszentrums Ländlicher Raum des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Man kann verschiedene Pflanzen auswählen und kann dann sehen, wo diese blühen. Man kann auch selbst mitmachen und Blühmeldungen erfassen. Über die Jahre lassen sich so interessante Zeitreihen erstellen.
- Die diesjährige Apfelblüten-Aktion des SWR steht schon in den Startlöchern. Die Apfelblühe markiert den phänologischen Vollfrühling. Es ist zwar noch etwas Zeit, bis der Apfelbaum hier bei uns blüht. Aber an der Südspitze Portugals hat der phänologische Vollfrühling schon begonnen. Der Vollfrühling zieht nun mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 km/Tag durch Europa bis er etwa drei Monate später das Nordkap erreicht. Je nach (Höhen-)Lage kann es zu erheblichen Abweichungen von der Durchschnittsgeschwindigkeit kommen. So liegen zwischen Leimen (Rheinebene) und Gaiberg bei nur etwa 5 Kilometern Luftlinie und etwa 150 m Höhenunterschied schon mal gerne 14 Tage Unterschied was den Blühbeginn anbelangt. Man kann das auch schön am Hang zwischen Königstuhl und Grauenbrunnen sehen: Der Frühling mit seinem Grün schiebt sich langsam den Hang hinauf und vertreibt das winterliche Braun. Auch bei der Apfelblüten-Aktion des SWR kann man mitmachen und selbst blühende Apfelbäume melden.
Artikelbild: Aiwok, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons (Ausschnitt)
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- Geschrieben von: Marcus Holl
Der nächste Blog-Eintrag kommt schneller als gedacht. Auf einer Radtour bin ich heute im Feldgebiet zwischen Nussloch und Leimen an einer Salweide in Vollblüte vorbeigekommen. Der ganze Baum hat leise, aber dennoch unüberhörbar gesummt. Wir sind damit nun sicher im phänologischen Vorfrühling angelangt. Ich habe in großer Zahl Bienen und Hummeln bei der Bestäubung in der Salweide wahrgenommen. Die Salweide hat sowohl einen hohen Pollenwert als auch einen hohen Nektarwert und ist somit in dieser frühen Phase im Jahr für die Insekten von großer Bedeutung. Wie im vorhergehenden Blog-Betrag schon geschrieben erbringen Bienen ihre Bestäubungsleistung etwa ab 12°C. Hummeln tun dies übrigens bereits ab etwa 6°C. Sie sind damit für bestimmte Bereiche in der Landwirtschaft besonders interessant. Etwa zur frühen Bestäubung von Tomaten oder Erdbeeren in Gewächshäusern oder Folientunneln.
Die Salweidenzweige mit ihren charakteristischen silbrig-glänzenden Weidenkätzchen machen sich auch gut im Wohnzimmer in der Vase, oder im Palmsträußchen am Palmsonntag. Aus imkerlicher Sicht ist das eher weniger gut. Der Tisch ist im Moment noch nicht so reichlich gedeckt wie später im Jahr. Bienen - wie auch andere Insekten - sind vor allem auf den Pollen dringend angewiesen. Ohne frischen Pollen kann sich das Bienenvolk nicht gut entwickeln. Also die Zweige bitte in der Natur ansehen - und nicht Zuhause in der Vase.
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- Geschrieben von: Marcus Holl
Spätestens Ende März ist es normalerweise so warm, dass man die Völker auswintern kann. Es bietet sich an, bei diesem Arbeitsschritt, altes Wabenmaterial großzügig zu ersetzen. Ausserdem braucht man spätestens zur Rapsblüte wenn die Honigräume aufgesetzt werden, weitere frische Rähmchen. Jetzt ist es an der Zeit, in Ruhe die Rähmchen vorzubereiten.
Die Rähmchen wurden im Herbst - coronkonform - auf der Vereinsgelände des Heidelberger Imkervereins in einem großen Fass mit Natronlauge ausgekocht und so gereinigt. In die Holzrähmchen ist ein Draht eingespannt, in diesen Draht wird eine vorbereitete Platte aus Bienenwachs - die Mittelwand - eingelötet. Bei einigen Rähmchen muss man zunächst den Draht erneuern oder neu spannen. Das ist eigentlich die Hauptarbeit, das Einlöten an sich geht dann recht schnell.
Man legt unter Verwendung eines Transformators eine elektrische Spannung an den Draht an. Aufgrund des Widerstands erwärmt sich der Draht. Die zuvor aufgelegte Mittelwand ist nach kurzer Zeit mit dem Draht verschmolzen, sodass die Mittelwand fest im Rahmen fixiert ist. Auf diese Weise habe ich nun ungefähr 80 Rähmchen vorbereitet. Das reicht zunächst einmal. Je nach dem werden später im Jahr noch weitere Rähmchen nachgelötet.
Die Mittelwände kaufe ich zu. Sie werden entweder in einer Giessform - ähnlich einem Waffeleisen - hergestellt oder gewalzt. Die Mittelwand gibt den Bienen eine Waben-Struktur vor anhand derer sie die Mittelwände "ausbauen", um später darin Honig oder Pollen einzulagern bzw, darin Brut großziehen. Mit den vorbereiteten Mittelwänden kann man steuern, wo die Bienen Arbeiterinnenbrut anlegen und wo die Drohnenbrut. Dazu erzähle ich später mehr.
Und die Bienen? Hier gibt es nichts Neues zu berichten. Bis auf hin und wieder eine kurze Fluglochkontrolle ist hier nichts zu tun. Den Totfall an Bienen habe ich behutsam und so gut es geht ohne die Bienen zu stören durch das Flugloch entfernt. Natürlich zu einer Zeit, als sie nicht geflogen sind. Ab etwa 9°C wagen sich einzelne Bienen aus dem Stock. Ab 12°C herrscht dann so richtig Flugbetrieb. Natürlich gibt es gegenwärtig keine Massentracht. Es blüht das Schneeglöcken, auch Krokusse sieht man schon und den kleinen Winterling findet man in dem einen oder anderen Vorgarten. Der Haselstrauch ist noch nicht ganz abgeblüht.
Mit dem nächsten Blog-Eintrag ist zu rechnen, wenn es noch etwas wärmer ist als jetzt und man den Stock für eine kurze Zeit öffnen kann, um nach der Brut zu sehen.
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- Geschrieben von: Marcus Holl
Vor kurzem hatten wir noch bis zu -10°C. Die Bienen sitzen dann in einer Wintertraube eng zusammen im Bienenstock und wärmen sich gegenseitig. Sie ernähren sich von den im Frühjahr und Sommer angelegten Honigvorräten - beziehungsweise von dem Zuckersirup, welches sie "im Austausch" für ihren Honig bekommen haben. Sie zittern mit ihrer Flugmuskulatur und heizen damit. Die Oberflächentemperatur der "Kugel" liegt bei etwa 8C°, die Kerntemperatur bei etwa 20°C. Jetzt haben die Bienen sehr wahrscheinlich schon mit der Brut begonnen. Dann beträgt die Temperatur in der Kugel 36°C. Entsprechend mehr Zucker verbrauchen sie dann. Die einzelne Biene ist wechselwarm, aber der ganze Stock zusammen ist quasi gleichwarm.
Und jetzt haben wir frühlingshafte 16°C und Sonnenschein. Die Bienen fliegen und tragen Pollen ein. Diesen brauchen sie nun zur Aufzucht der ersten Brut. Der Haselstrauch ist schon am Abblühen, aber es kommen viele Bienen mit gelben Pollenhöschen zurück, sie werden offenbar fündig. Alle Völker haben den Winter überlebt. Ein Volk trägt allerdings deutlich weniger Pollen ein als die anderen. Das deutet darauf hin, dass mit diesem Volk etwas nicht stimmt. Vielleicht hat die Königin den Winter nicht überstanden. Dann kann jetzt keine ordentliche Brut gezogen werden. Es ist noch zu kalt, um den Stock zu öffnen. Es bleibt also nichts anders übrig, als abzuwarten.
Alle Völker haben ein wenig Zuckerpaste auf die Oberträger der Rähmchen gelegt bekommen. Damit möchte ich sicherstellen, dass kein Volk jetzt auf der Zielgeraden verhungert. Ich füttere zwar im Sommer, nach der letzten Honigernte gut mit Zuckersirup ein, aber sicher ist sicher. Ausserdem habe ich den Eindruck, dass die zusätzliche Futtergabe im Volk für gute Stimmung sorgt und das Volk zu seiner Entwicklung im nahenden Frühjahr ein wenig reizt.