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Der Bienenblog

Bienen auf einer Honigwabe

Seit 7 Jahren bin ich Hobbyimker in Leimen. Dabei habe ich viel gelernt, natürlich über die Bienenhaltung, aber auch darüber hinaus über die vielfältigen Zusammenhänge in unserer Umwelt und wie ein Rad dort in das andere greift. Ich halte bis zu 6 Wirtschaftsvölker. Damit bin ich vom Frühjahr bis zum Frühsommer, in der Rush-Hour des Bienenjahres, gut ausgelastet.

Das Aktionsjahr "Bienenfreundliches Leimen" möchte ich zum Anlass nehmen in lockerer Folge über die imkerlichen Arbeiten im Jahreslauf zu berichten. Viel Vergnügen beim Lesen, schauen sie bald wieder vorbei!

Ich freue mich über eine mail von Ihnen an This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.. Ihre Fragen greife ich gerne in diesem Blog auf.

 

Ihr Imker Marcus Holl

 

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Ungefähr 16 Tag nachdem man einen Ableger gebildet hat schlüpfen die neuen Königinnen. Das ist jetzt. Die Königinnen verbringen 3 Tage als Ei, 5 Tage als offene Brut und 8 Tage als verdeckelte Brut (Merksatz: 3 5 8 und die Königin ist gemacht). Arbeiterinnen und Drohnen benötigen übrigens länger. Jetzt wird die Königin ein paar Tage im Stock verbringen und vielleicht den einen oder anderen Testflug unternehmen. Dann bricht sie zum Hochzeitsflug auf. Sie wird einen Drohnensammelplatz aufsuchen und sich dort im Flug mit ungefähr 20 Drohnen paaren. Die Drohnen überleben das übrigens nicht. Sie platzen während des Begattungsvorgangs. Danach hat die Königin genug Sperma um ihr gesammtes Königinnenleben befruchtete Eier legen zu können aus denen sich Arbeiterinnen entwickeln. Eine Königin lebt normalerweise 3 Jahre, es können auf 4 Jahre sein. Das bedeutet, dass in einem Bienenstock genetisch gesehen was die Arbeiterinnen anbelangt ungefähr 20  Kohorten an Halbgeschwistern leben. Die Drohnen basieren hingegen nur auf dem Genmaterial der Könign. Da die Königin auch aus einem befruchteten Ei hervorgegangen ist, gehört sie ebenfalls zu einer der ungefähr 20 verschiedenen Kohorten.
Die Drohen - wie auch die Königin fliegen nicht ziellos durch die Gegend. Beide suchen die oben erwähnten Drohnensammelplätze auf. Es ist nicht bekannt, wie die Drohnen aus den verschiedenen Völkern und auch die Königin die Drohnensammelplätze vereinbaren. Es könnte sein, dass Bienen dazu ihren Magnetsinn einsetzen, es könnte auch sein, dass irgendwelche feinen Luftmassengrenzen ausschlaggebend sind. Vielleicht sind es auch optische Besonderheiten, die wir Menschen nicht wahrnehmen können, Bienen mit ihren Facettenaugen und der Möglichkeit ultraviolettes Licht zu sehen aber schon. Niemand weiß es. Einige Drohnensammelplätze sind über Jahre stabil, andere werden offenbar spontan verabredet. Das Auffinden der Drohnensammelplätze ist kein erlerntes Verhalten, sondern muss irgendwie "in den Genen" liegen.
Karl von Frisch, ein östereichischer Naturforscher und Professor für Zoologie in München hat übrigens dafür dass er den Bienentanz entschlüsselt hat in den 1970er Jahren den Nobelpreis zugesprochen bekommen. Der Bienentanz an sich wurde schon von den alten Griechen beobachtet, sie wussten allerdings nicht, was es damit auf sich hat. Wenn also jemand den Mechanismus verstehen könnte, nach dem Bienen die Drohnensammelplätze vereinbaren, so wäre dies sicher auch nobelpreiswürdig. Nur so als Ansporn, vielleicht liest ja jemand mit der überlegt, Biologie zu studieren ...
Imkerliche Massnahmen ergeben sich übrigens daraus, dass die Königinnen schlüpfen nicht. Den Ableger lässt man besser in Ruhe. Man würde dort jetzt nur stören. Und falls es mit der neuen Königin nicht klappt, so könnte man das zum Einen jetzt nicht erkennen und zum Anderen könnte man zum gegenwärtigen Zeitpunkt ohnehin nichts tun.

NachschaffungszelleGestern war ich bei meinen Ablegern in Gaiberg. Mittlerweile haben sie Nachschaffungzellen gezogen. Diese erkennt man daran, dass sie ganz anders angeordnet sind als die anderen Zellen. Ausserdem sind sie deutlich größer. Siehe Artikelbild. Wenn die Bienen bemerken, dass sie keine Königin mehr haben, bauen sie gleich mehrere Zellen mit ganz frischer Brut zu Nachschaffungszellen um. Die darin befindlichen Maden werden anders ernährt als die normalen Arbeiterinnen-Maden. Diese abweichende Ernährung bewirkt, dass sich die Made zu einer Königin entwickelt. Gestern habe ich nun überprüft, ob Nachschaffungszellen vorhanden sind. Falls nicht hätte man entweder aus anderen Ablegern ein Rähmchen umhängen können, oder nochmals  ein Rähmchen mit frischer Brut zuhängen können. Aber alle Ableger haben Nachschaffungszellen gebildet. Die Könign, welche als erste schlüpft zieht durch den Stock und ersticht die anderen Königinnen in ihren Zellen. Falls zwei oder mehr Königinnen gleichzeitig schlüpfen, kommt es entweder zum Kampf mit undefiniertem Ausgang oder es kann ein Schwarm abgehen. Beides ist nicht so gut. Um das Risiko zu minimieren, aber ich daher alle Schwarmzellen bis auf 2 oder 3 gebrochen. Ich hatte ja in jeden Ableger ein Rähmchen  von einem Volk mit einer im letzten Jahr von einem Züchter gekauften Königin getan. Ich habe natürlich darauf geachtet, die Königinnenzellen auf diesen Rähmchen stehen zu lassen (damit ich diese Rähmchen wiedererkenne, hatte ich sie mit einer Reiszwecke gekennzeichet). Ein Ableger hat auf dem fraglichen Rähmchen keine Nachschaffungszelle angelegt. Auch gut. Am Ende entscheiden sowas die Bienen und nicht der Imker.
Die Wirkschaftsvölker habe ich am Freitag durchgesehen. Die Völker haben einen mehr oder weniger ausgeprägten Schwarmtrieb und versuchen ebenfalls, Königinnenzellen anzulegen. Diese werden bei der Durchsicht in einem frühen Stadium entfernt. Die Honigräume sind überwiegend leer. Der Raps ist abgeblüht, die Akazie (auch bekannt als Robinie oder Silberregen) als nächste Massntracht blüht noch nicht.

Heute Vormittag bin ich zur Großhandlung für Imkereibedarf gefahren und habe meinen Jahresbedarf eingekauft. Vor allem Honiggläser, Mittelwände und Rähmchen. Dazu ein wenig Kleinkram, zum  Beispiel neue Abfangclips um die Königinnen bei der Durchsicht aus dem Volk zu nehmen, damit man sie nicht verletzt. Da ich recht viel Honig im Bekanntenkreis absetze, habe ich einen verhältnismäßig hohen Rücklauf an Gläsern, aber dennoch braucht man natürlich jedes Jahr auch neue Gläser. Die Großhandlung befindet sich in einer Hochregalhalle in Kraichtal bei Bruchsal. Es war heute angenehm leer. Mitunter kommt es vor, dass man längere Zeit warten muss, bis man an der Reihe ist. Heute hatte ich Glück und konnte schon nach kurzer Zeit meine Ware ins Auto laden. Auf der Fahrt dorthin und zurück fährt man an vielen blühenden Rapsfeldern vorbei und ärgert sich ein wenig, dass das mit der Rapshonigernte wegen der zu niedrigen Temperaturen nicht klappen will.

Heute um 11:00 Uhr habe ich bei knapp 20°C und Sonnenschein mit einem befreundeten Imker angefangen, vier Ableger zu bilden. Im vergangenen Jahr habe ich zwei Königinnen von einem Imker gekauft, der Königinnen züchtet. Diese Königinnen sind die direkte Folgegeneration einer Königin, die auf einer Belegstelle nach den Zuchtzielen Honigertrag, Schwarmträgheit und Friedfertigkeit gezüchtet worden ist. Eine Belegstelle ist ein Ort im Hochgebirge oder auf den Inseln. Dort gibt es von Natur aus keine Bienen. Spezielle Köninnen-Ableger von Völkern, welche die genannten Eigenschaften in besonderer Weise zeigen, werden auf die Belegstelle gebracht. Die Königin paart sich dann mit den Drohnen dort. "Gute" Völker im Sinne der genannten Zuchtziele sind dort unter sich. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass diese Könginnen dann ebenfalls Völker mit den genannten Eigenschaften hervorbringen ist hoch.
Aus den beiden Völkern mit diesen Königinnen habe ich insgesamt 4 Rähmchen mit frischer Brut entnommen und diese Rähmchen mit Reiszwecken markiert. Jedes der vier Jungvölker erhält eine dieser Waben. Zusätzlich zu diesen Rähmchen haben die Jungvölker noch eine weitere Brutwabe aus meinen anderen Völkern sowie ein Rähmchen mit einer frischen Mittelwand und zwei Rähmchen mit Futter erhalten (dabei kann ich altes Winterfutter wierderverwenden, welches ich beim Auswintern entnommen habe). Ausserdem haben wir noch weitere Bienen aus den Stöcken in die Ableger gefegt.
Die Zargen sind nicht ganz gefüllt, Insgesamt passen zwölf Rähmchen in eine Zarge. Als Trennschied zum unbenutzen Teil wird eine leere Futtertasche eingesetzt. Dahinter befinden sich leere Rähmchen als Füllmaterial, damit während des Transports keine Rähmchen verrutschen. Später im Jahr werden die Völker erweitert. Ziel ist es, dass sie sich über den Sommer so entwickelt, dass sie im Herbst genauso stark sind wie die Altvölker.
Bei den so geschöpften Altvölkern dämpft man den Schwarmtrieb. In den Völkern ist im Moment "Hochkonjunktur", die Königin legt bis zu 2000 Eier täglich. Dementsprechend schlüpfen 21 Tage später auch ungefähr 2000 Bienen. Im Stock wird es voller und voller. Wenn das "Gedränge" zu groß wird, fangen die Bienen an, Königinnenzellen zu bauen (diese sind größer als normale Zellen und auch anders angeordnet). Kurz bevor die Jungkönigin schlüpft verlässt die Altkönigin mit der Hälfte des Volkes den Stock und sucht sich eine neue Bleibe. Der verbleibende Teil des Volkes mit der Jungkönigin ist dann für die Honiggewinnung erstmal nicht mehr zu gebrauchen. Genau das kann man verhindern, wenn man Ableger bildet
Die vier Jungvölker wurden nach Gaiberg auf den Bienenstand eines befreundeten Imkers gebracht. Die Jungvölker muss man mindesten 3 Kilometer von den Altvölkern entfert ausserhalb des Flugkreises der Altvölker aufstellen. Sonst fliegen die Bienen zurück ins Altvolk. Dort stehen sie den nächsten Monat.
Die Jungvölker merken, dass sie keine Königin haben (es fehlen die Pheromone, die die Königin kontinuierlich in den Stock abgibt) und können aus der frischen Brut eine neue Königin ziehen. Dazu vergrößern sie bestehende Zellen mit frischer Brut und ernähren die Maden in diesen Zellen anders (... Gelee royal) als die anderen Zellen mit normaler Arbeiterinnenbrut. Sicherheitshalber bildet der Stock gleich viele Nachschaffungszellen.
Nach 10 Tagen werde ich die Jungvölker durchsehen und die Nachschaffungszellen bis auf 2 brechen. Dabei achte ich natürlich darauf, die Nachschaffungszellen auf den mit Reiszwecken markierten Rähmchen stehen zu lassen. Danach lasse ich die Völker in Ruhe, bis die neue Königin ihren Hochzeitsflug gemacht hat, dabei begattet wurde und nach rund 28 Tagen in Eiablage gegangen ist. In der kurzen Zeit in der es keine verdeckelte Brut gibt (... die alte Brut ist nach 21 Tagen ausgelaufen und die Brut der neuen Königin ist noch nicht verdeckelt), erfolgt dann noch eine Sprühbehandlung mit Oxalsäure gegen die Varroamilbe. Ich berichte weiter, wie es mit den Ablegern klappt.
Ich ziehe übrigens 4 Jungvölker, obwohl ich nur drei freie Beuten habe. Das vierte Volk ziehe ich in einem kleineren Ablegerkasten. Falls einer der Ableger nichts wird (... weil etwa die Königin nicht vom Hochzeitsflug zurückgekehrt ist - etwa weil sie von einem Vogel gefressen wurde), habe ich immer noch drei intakte Jungvölker.
Das Artikelbild zeigt einen meiner Ableger (... der kleine mit orange-rotem Spanngurt) auf dem Bienenstand in Gaiberg. An diesem habe ich vorschriftsgemäß das Gesundheitszeugnis angebracht, welches die Seuchenfreiheit meiner Bienenvölker bescheinigt.

Heute habe ich nun drei meiner acht Völker verkauft. Normalerweise geht das nur zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang, also nachts. Tagsüber fliegen die Bienen und die Flugbienen würden sonst verloren gehen. Da es aber den ganzen Nachmittag über kühl war und geregnet hat, waren die Bienen sowieso "zuhause" und wir konnten das - im Regen - am frühen Abend erledigen. Es kommen Spanngurte um die Beuten, danach werden sie zum Auto getragen und eingeladen. Jetzt hoffen ich auf freundlicheres und wärmeres Wetter. Bislang ist was den Honigertrag anbelangt überhaupt nichts gelaufen. Wir stehen die ganze Zeit ganz knapp vor der Situation, dass wir zufüttern müssen.

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