Heute um 11:00 Uhr habe ich bei knapp 20°C und Sonnenschein mit einem befreundeten Imker angefangen, vier Ableger zu bilden. Im vergangenen Jahr habe ich zwei Königinnen von einem Imker gekauft, der Königinnen züchtet. Diese Königinnen sind die direkte Folgegeneration einer Königin, die auf einer Belegstelle nach den Zuchtzielen Honigertrag, Schwarmträgheit und Friedfertigkeit gezüchtet worden ist. Eine Belegstelle ist ein Ort im Hochgebirge oder auf den Inseln. Dort gibt es von Natur aus keine Bienen. Spezielle Köninnen-Ableger von Völkern, welche die genannten Eigenschaften in besonderer Weise zeigen, werden auf die Belegstelle gebracht. Die Königin paart sich dann mit den Drohnen dort. "Gute" Völker im Sinne der genannten Zuchtziele sind dort unter sich. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass diese Könginnen dann ebenfalls Völker mit den genannten Eigenschaften hervorbringen ist hoch.
Aus den beiden Völkern mit diesen Königinnen habe ich insgesamt 4 Rähmchen mit frischer Brut entnommen und diese Rähmchen mit Reiszwecken markiert. Jedes der vier Jungvölker erhält eine dieser Waben. Zusätzlich zu diesen Rähmchen haben die Jungvölker noch eine weitere Brutwabe aus meinen anderen Völkern sowie ein Rähmchen mit einer frischen Mittelwand und zwei Rähmchen mit Futter erhalten (dabei kann ich altes Winterfutter wierderverwenden, welches ich beim Auswintern entnommen habe). Ausserdem haben wir noch weitere Bienen aus den Stöcken in die Ableger gefegt.
Die Zargen sind nicht ganz gefüllt, Insgesamt passen zwölf Rähmchen in eine Zarge. Als Trennschied zum unbenutzen Teil wird eine leere Futtertasche eingesetzt. Dahinter befinden sich leere Rähmchen als Füllmaterial, damit während des Transports keine Rähmchen verrutschen. Später im Jahr werden die Völker erweitert. Ziel ist es, dass sie sich über den Sommer so entwickelt, dass sie im Herbst genauso stark sind wie die Altvölker.
Bei den so geschöpften Altvölkern dämpft man den Schwarmtrieb. In den Völkern ist im Moment "Hochkonjunktur", die Königin legt bis zu 2000 Eier täglich. Dementsprechend schlüpfen 21 Tage später auch ungefähr 2000 Bienen. Im Stock wird es voller und voller. Wenn das "Gedränge" zu groß wird, fangen die Bienen an, Königinnenzellen zu bauen (diese sind größer als normale Zellen und auch anders angeordnet). Kurz bevor die Jungkönigin schlüpft verlässt die Altkönigin mit der Hälfte des Volkes den Stock und sucht sich eine neue Bleibe. Der verbleibende Teil des Volkes mit der Jungkönigin ist dann für die Honiggewinnung erstmal nicht mehr zu gebrauchen. Genau das kann man verhindern, wenn man Ableger bildet
Die vier Jungvölker wurden nach Gaiberg auf den Bienenstand eines befreundeten Imkers gebracht. Die Jungvölker muss man mindesten 3 Kilometer von den Altvölkern entfert ausserhalb des Flugkreises der Altvölker aufstellen. Sonst fliegen die Bienen zurück ins Altvolk. Dort stehen sie den nächsten Monat.
Die Jungvölker merken, dass sie keine Königin haben (es fehlen die Pheromone, die die Königin kontinuierlich in den Stock abgibt) und können aus der frischen Brut eine neue Königin ziehen. Dazu vergrößern sie bestehende Zellen mit frischer Brut und ernähren die Maden in diesen Zellen anders (... Gelee royal) als die anderen Zellen mit normaler Arbeiterinnenbrut. Sicherheitshalber bildet der Stock gleich viele Nachschaffungszellen.
Nach 10 Tagen werde ich die Jungvölker durchsehen und die Nachschaffungszellen bis auf 2 brechen. Dabei achte ich natürlich darauf, die Nachschaffungszellen auf den mit Reiszwecken markierten Rähmchen stehen zu lassen. Danach lasse ich die Völker in Ruhe, bis die neue Königin ihren Hochzeitsflug gemacht hat, dabei begattet wurde und nach rund 28 Tagen in Eiablage gegangen ist. In der kurzen Zeit in der es keine verdeckelte Brut gibt (... die alte Brut ist nach 21 Tagen ausgelaufen und die Brut der neuen Königin ist noch nicht verdeckelt), erfolgt dann noch eine Sprühbehandlung mit Oxalsäure gegen die Varroamilbe. Ich berichte weiter, wie es mit den Ablegern klappt.
Ich ziehe übrigens 4 Jungvölker, obwohl ich nur drei freie Beuten habe. Das vierte Volk ziehe ich in einem kleineren Ablegerkasten. Falls einer der Ableger nichts wird (... weil etwa die Königin nicht vom Hochzeitsflug zurückgekehrt ist - etwa weil sie von einem Vogel gefressen wurde), habe ich immer noch drei intakte Jungvölker.
Das Artikelbild zeigt einen meiner Ableger (... der kleine mit orange-rotem Spanngurt) auf dem Bienenstand in Gaiberg. An diesem habe ich vorschriftsgemäß das Gesundheitszeugnis angebracht, welches die Seuchenfreiheit meiner Bienenvölker bescheinigt.
Ableger
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- Geschrieben von: Marcus Holl