Der Bienenblog
Seit 7 Jahren bin ich Hobbyimker in Leimen. Dabei habe ich viel gelernt, natürlich über die Bienenhaltung, aber auch darüber hinaus über die vielfältigen Zusammenhänge in unserer Umwelt und wie ein Rad dort in das andere greift. Ich halte bis zu 6 Wirtschaftsvölker. Damit bin ich vom Frühjahr bis zum Frühsommer, in der Rush-Hour des Bienenjahres, gut ausgelastet.
Das Aktionsjahr "Bienenfreundliches Leimen" möchte ich zum Anlass nehmen in lockerer Folge über die imkerlichen Arbeiten im Jahreslauf zu berichten. Viel Vergnügen beim Lesen, schauen sie bald wieder vorbei!
Ich freue mich über eine mail von Ihnen an
Ihr Imker Marcus Holl
Der Blog wird veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Lizenz.
- Details
- Geschrieben von: Marcus Holl
Über das Wochenende habe ich die Ableger und die Wirtschaftsvölker durchgesehen. Alle Ableger haben frische Brut, teils habe ich die (natürlich ungezeichnete) neue Königin gesehen. Ein Ableger, der nur noch wenig Futter hatte, hat eine Futterwabe (Altbestand vom Auswintern) dazugehängt bekommen. Bei den Wirtschaftvölkern habe ich routinemäßig nach Nachschaffungszellen gesehen sowie Drohnenbrut entfernt. Wir sind jetzt kurz vor der Sommersonnwende. Die Volksstärke liegt jetzt bei etwas 40000 Bienen.
Die Honigräume haben sich merklich gefüllt. Ich rechne perspektisch damit, in 14 Tagen schleudern zu können. Je nach dem könnte es auch am kommenden Wochenende was werden. In jedem Fall wird der Termin für die erste Schleuderung in diesem Jahr historisch spät liegen. Ich muss mal den Refraktometer hervorkramen und kalbieren. Der Refraktometer ist ein Gerät, mit dem man den Wassergehalt der Honigs bestimmen kann. Dieser muss unter 18% liegen.
Die Akazienblüte hat in diesem Jahr jäh ein frühes Ende genommen (... die Akaztienblüte verträgt keinen stärkeren Regen). Jetzt entwickelt sich so langsam die Blüte an der Linde. Das wird dann schon die letzte große Massentracht hier in der Gegend werden. Ich rechne damit, dass die Lindenblüte in spätestens 14 Tagen beginnen wird, eher früher.
- Details
- Geschrieben von: Marcus Holl
Die Ableger waren jetzt schon so lange in Gaiberg bei einem befreundeten Imker gestanden, dass die Bienen-Generation, die den Umzug mitgemacht hat, mittlerweile nicht mehr am Leben ist (21 Tage). Somit gibt es keine Bienen mehr, die eine Erinnerung an den alten Standort haben und dorthin zurückfliegen könnten. Innerhalb von 3 Kilometern um den alten Standort des Stockes tun sie das nämlich. Also sind mein Sohn und ich am Abend, gegen Einbruch der Dämmerung bei etwas regnerischem Wetter losgezogen. Tagsüber kann man keine Bienenvölker verstellen, weil man so die Flugbienen, die gerade ausser Haus sind, verlieren würde. Das Artikelbild zeigt die Bienen im Kofferraum meines Autos. Rechts mein Sohn, der beim Tragen geholfen hat.
Das Flugloch wird verschlossen und um jedes Bienenvolk in seiner Beute kommt ein Spanngurt, dann bilden Boden, Zarge und Deckel eine feste Einheit. So kann man die verhältnismäßig kleinen und leichten Ableger gut zu Zweit tragen. Man muss auf eine gute Ladungssicherung achten. Nicht auszudenken, wenn die Bienen bei einem Bremsmanöver umkippen und im Auto aus dem Stock kommen. Sicherheitshalber fahren wir im Imkerkittel, wenn auch mit nach hinten gekippter Haube.
Drei der Völker stehen nun bei mir im Vorgarten, ein Volk hat seinen Platz auf meinem Stand ausserorts zwischen Nussloch und Leimen. Man darf nicht vergessen, die Fluglöcher wieder zu öffnen. Die Bienen orientieren sich am Morgen neu und akzeptieren den neuen Standort.
Die Königin sollte nun in Ei-Ablage gehen bzw. damit schon begonnen haben. Morgen werde ich die Ableger durchschauen. Diese werden dann Woche für Woche erweitert, indem immer neue Rähmchen zugehängt werden. Nach der letzten Honigernte nach der Sommersonnwende bekommen die Ableger einen ausgedienten Honigraum als zweite Zarge aufgesetzt. Bis zum Herbst werden sich die Ableger so entwickelt haben, dass sie von den Wirtschaftsvölkern nicht mehr zu unterscheiden sind. Im nächsten Jahr werden die jetzigen Ableger dann als Wirschaftsvolk eingesetzt.
- Details
- Geschrieben von: Marcus Holl
Heute habe ich mich gleich in zweifacher Weise um die Behandung gegen die Varroamilbe gekümmert. Die Varroamilbe ist seit den 1980er Jahren ein großes Problem in der Imkerei. Sie wurde aus Südostasien eingeschleppt. Die Milbe vermehrt sich in der Bienenbrut. Sie ist ein Parasit, der sich als Blutsauger von den Maden und von den adulten Bienen ernährt. In der Folge sind die Bienen geschwächt und werden anfälliger für Bienenkrankheiten. Wenn man nichts tun würde, führt das nach zwei bis drei Jahren zum Kollaps des Bienenvolkes. Es gibt ein Behandlungskonzept, welches von der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim und den Fachberatern an den Regierungspräsidien empfohlen wird. Dies sieht eine Kombination aus folgenden Mitteln vor:
- Ameisensäure (wird im Stock nach der letzten Honigernte verdunstet und wirkt in die verdeckelte Brut),
- Oxalsäure (wirkt nur bei auf den Bienen aufsitzenden Milben, wird bei Ablegern gesprüht und im Winter, wenn die Bienen brutfrei sind geträufelt) und
- Thymolstreifen (werden im Spätsommer auf die Rähmchen aufgelegt und verbreiten einen starken Geruch, den die Milbe nicht mag.
Im Artikelbild sieht man die Medikamente. Ameisensäure in der länglichen Flasche, in den beiden anderen Flaschen Oxalsäurelösung. Das Gelbe sind die Thymolstreifen. Wirtschaftvölker darf man übrigens erst nach der letzten Honigernte im Jahr mit Medikamenten behandeln. Vorher sind nur andere imkerliche Maßnahmen erlaubt, wie etwa die Drohenbrutentnahme oder die vollständige Brutentnahme. Bei dieser entnimmt man die Brut bis auf ein Fangrähmchen. Die Brut kommt in einen Ableger aus dem kein Honig geerntet wird - dort darf man behandeln. Die Varroamilben, welche im Wirschaftsvölk zum Zeitpunkt der Brutentnahme auf den Bienen aufgesessen sind, "stürzen" sich dann auf die Brut im Fangrahmen (... idealerweise Drohnenbrut). Diesen entnimmt man dann einige Tage später. Dann hat man im Wirtschaftsvolk erstmal Ruhe vor der Varroamilbe.
Die entsprechenden Behandungsmittel beziehe ich über den Heidelberger Imkerverein. Im Januar bestellt und bezahlt man die Mittel unter Angabe seiner Tierhalternummer, die jeder Imker zugeteilt bekommt. Dann gibt es zwei Termine zu denen man die Mittel beim stellvertretenden Vereinsvorsitzenden abholen kann. Einer davon war heute. Man muss persönlich erscheinen und mit seiner Unterschrift den Empfang der Mittel quittieren. Der Grund dafür ist, dass das Land die Varroabehandungsmittel subventioniert und man so verhindern will, dass Schindluder getrieben wird. Auf dem freien Markt sind die Mittel relativ teuer. Technische Ameisensäure etwa gibt es für 4 EUR pro Liter. Da die Bienen aber landwirtschaftliche Nutztiere sind und wir damit Lebensmittel erzeugen gelten andere Standards. Die Ameisensäure "ad us. vet." (ad usum veterinarium, zur Anwendung beim Tier) ist auf dem freien Markt gleich mal viermal so teuer.
Ausserdem war ich heute bei meinen Ablegern. Es gibt ein kurzes Zeitfenster in dem die alte Brut ausgelaufen und noch keine frische verdeckelte Brut vorhanden ist. In dieser Zeit sitzen die Varroamilben auf den Bienen auf und man kann mit einer Oxalsäure-Sprühbehandung behandeln. Diese wirkt nur bei aufsitzenden Milben, nicht jedoch in die Brut. Die Behandlung jetzt sorgt dafür, dass das Jungvolk einen weitgehend varroafreien Start hat. Ich habe bei der Gelegenheit in drei von vier Ablegern die neue Königin gesehen. Wir sind aber noch nicht "über den Berg". Es kann sein, dass die Königin den Hochzeitsflug noch nicht hinter sich hat. Auf diesem kann sie von einem Vogel gefressen werden oder auch den Heimweg nicht mehr finden. Es ist also noch spannend. Die Ableger stehen jetzt schon über drei Wochen in Gaiberg. Die Bienen, die seinerzeit umgezogen sind, sind also in der Zwischenzeit durch neue Bienen ersetzt. Die neuen Bienen haben keine Erinnerung an den alten Standort. Ich kann die Stöcke also in den nächsten Tagen abends, wenn die Bienen nicht mehr fliegen, wieder nach Hause holen.
- Details
- Geschrieben von: Marcus Holl
Heute habe ich alle 5 Wirtschaftsvölker durchgesehen. Das ist bis einige Wochen nach der Sommersonnwende Pflicht. Ich schreibe nicht jedes mal einen Blog-Eintrag, wenn ich das tue. Das ist sozusagen "Tagesgeschäft" und muss wöchentlich erfolgen, spätestens alle 9 Tage. Ziel dabei ist, Nachschaffungszellen zu entdecken und zu entfernen. Die Völker haben in dieser Jahreszeit einen mehr oder weniger stark augeprägten Schwarmtrieb. Daher legen sie bestimmte Zellen an (Nachschaffungszellen) in denen sie eine Jungkönigin heranziehen. Kurz bevor diese schlüpft verlässt die Altkönigin mit der Hälfte des Volkes den Stock. Als Imker will man das natürlich nicht, daher entfernt man kurzerhand die Nachschaffungszellen. Ausserdem schaut man nach Krankheiten (schlimmster Fall: Amkerikanische Faulbrut) und entnimmt Drohnenbrut. Seit den 1980er Jahren gibt es die Varroamilbe in Europa. Diese vermehrt sich in der Brut, und besonders stark in der Drohnenbrut. Man entnimmt Drohnenbrut, bevor diese schlüpft und mindert somit den Varroadruck. Da sich die Varroamilbe expotentiell vermehrt, kann eine Drohnenbrutentnahme jetzt die Varroabelastung im Herbst deutlich mindern.
Ein Volk weisselt um. Das Volk ist offenbar nicht geschwärmt, hat aber aus irgendwelchen Gründen seine Königin verloren. Das Volk bemerkt dies und zieht aus der noch vorhandenen jungen Brut eine neue Königin. Die Zellen, die in einem solchen Fall angelegt werden, unterscheiden sich von den infolge Schwarmtriebs angelegten Nachschaffungszellen. Was mit der alten Königin aus dem letzten Jahr passiert ist, werden wir nie erfahren.
Die Honigräume sind mittlerweile ein wenig gefüllt, aber ist ist noch deutlich zu früh zum Schleudern. Im Moment blüht ja gerade die Akazie. In den letzten beiden Tagen gab es jeweils Gewitter mit stärkerem Regen. Das mag die empfindliche Akazienblüte nicht. Sie geht dabei leicht kaputt. Das war es also wohl eher mit einer reichlichen Ernte nach der Akazienblüte. Es läuft nicht rund in diesem Jahr ...
Leider sind meine Streichhölzer feucht geworden. Ich musste daher diejenigen Völker, die auf einer Wiese zwischen Nussloch und Leimen stehen ohne Smoker durchsehen. Dabei kommt erwschwerend dazu, dass die Bienen bei der etwas schwülen Witterung nicht ganz so sanftmütig sind. Mit dem Smoker macht man normalerweise Rauch. Damit simuliert man einen Waldbrand. Die Bienen bereiten sich darauf vor, den Stock zu verlassen und füllen ihren Honigmagen. Damit sind sie abgelenkt und greifen den Imker nicht an. Jetzt habe ich wieder mal den Unterschied zwischen dem Arbeiten mit und ohne Smoker gelernt. Ich habe mir einige Stiche abgeholt. Sowohl durch meinen Imkerkittel als auch durch eine dicht gewebte Jeans. Wir Imker sind gegen Bienenstiche desensibilisiert. So ab dem dreisstigsten Stich hat der Körper sich an das Bienengift gewöhnt. Eine stärkere Reakltion auf den Stich findet dann nicht mehr statt. Den Stich selbst nimmt man natürlich noch wahr, das ist in etwa so, wie wenn man eine Spritze bekommt. Das nächste mal arbeite ich dann besser wieder mit Smoker.
Gestern wurde ich zum zweiten Mal in diesem Jahr zu einem Bienenschwarm gerufen. Der erste Schwarm war vor etwa 14 Tagen in der Nähe des Bethanien-Krankenhauses. Leider musste ich ablehnen, weil ich da keine Zeit hatte. Gestern wurde ein Schwarm in der Nähe des evangelischen Pfarramtes gemeldet. Schon während des Telefonat ergab sich, dass der Schwarm unerreichbar hoch ganz oben in einem Baum hängt. Daher habe ich verzichtet. Grundsätzlich bin ich für das Einfangen eines Schwarmes ausgerüstet, und habe das auch schon gemacht (privater Garten in der Nähe des Menzerparks). Mal sehen, ob noch weitere Schwarmmeldungen eingehen.
- Details
- Geschrieben von: Marcus Holl
Seit letzten Sonntag blüht die Akazie bei uns um die Ecke. Das erkennt man an den weissen "Strähnchen". In den nächsten Tagen wird das noch deutlicher werden. Wenn man dann vom Tal aus gegen den Hang blickt, werden die hellgrünen "Tupfen" auffallen. Bei uns in Leimen gibt es vom Weingut Bauer (noch auf Heidelberger Gemarkung) über den Spuk im Wald bis zur Nusslocher Himmelsleiter überall am Waldrand Akazien. Wenn es gut läuft, könnte ich in 14 Tagen volle Honigräume haben. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass es nicht stärker regnet. Ein milder Landregen ist ok. Ein starker Regen, eventuell kombiniert mit stärkerem Wind führt dazu, dass die empfindliche Blüte kaputt geht. Hoffen wir also auf passendes Wetter.
Die "richtige" Akazie blüht übrigens in der Savanne Afrikas. "Unsere" Akazie heißt eigentlich "Robinie" - nach Herrn Robin, der um das Jahr 1600 herum die ersten Exemplare in Paris in der Nähe von Notre Dame gepflanzt hat. Die Imker sprechen dennoch durch die Bank von der "Akazie" - und auch der Honig heißt "Akazienhonig". Eingeführt wurde die Akazie aus Amerika.
Die Akazie findet sich vorwiegend am Waldrand oder auf Lichtungen. Sie ist ein Pionierbaum, der gerne Brachflächen erobert. Dort wächst sie schneller als andere Pflanzen. Später wird sie anfällig für Windbruch. Ausserdem wachsen andere Böume dann höher und nehmen der Akazie das Licht, sodass sie in der Sukzession dann weicht. Am Ende bildet sich hier bei uns in der Gegend dann das bekannte Eichen-Buchen-Habitat.
Der Akazienhonig ist einer der beliebten Klassiker. Er ist goldgelb, durchsichtig, süss aber dennoch mild und bleibt lange flüssig. Man geht von einem Hektarertrag von bis zu einer Tonne Honig aus.