Heute habe ich mich gleich in zweifacher Weise um die Behandung gegen die Varroamilbe gekümmert. Die Varroamilbe ist seit den 1980er Jahren ein großes Problem in der Imkerei. Sie wurde aus Südostasien eingeschleppt. Die Milbe vermehrt sich in der Bienenbrut. Sie ist ein Parasit, der sich als Blutsauger von den Maden und von den adulten Bienen ernährt. In der Folge sind die Bienen geschwächt und werden anfälliger für Bienenkrankheiten. Wenn man nichts tun würde, führt das nach zwei bis drei Jahren zum Kollaps des Bienenvolkes. Es gibt ein Behandlungskonzept, welches von der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim und den Fachberatern an den Regierungspräsidien empfohlen wird. Dies sieht eine Kombination aus folgenden Mitteln vor:
- Ameisensäure (wird im Stock nach der letzten Honigernte verdunstet und wirkt in die verdeckelte Brut),
- Oxalsäure (wirkt nur bei auf den Bienen aufsitzenden Milben, wird bei Ablegern gesprüht und im Winter, wenn die Bienen brutfrei sind geträufelt) und
- Thymolstreifen (werden im Spätsommer auf die Rähmchen aufgelegt und verbreiten einen starken Geruch, den die Milbe nicht mag.
Im Artikelbild sieht man die Medikamente. Ameisensäure in der länglichen Flasche, in den beiden anderen Flaschen Oxalsäurelösung. Das Gelbe sind die Thymolstreifen. Wirtschaftvölker darf man übrigens erst nach der letzten Honigernte im Jahr mit Medikamenten behandeln. Vorher sind nur andere imkerliche Maßnahmen erlaubt, wie etwa die Drohenbrutentnahme oder die vollständige Brutentnahme. Bei dieser entnimmt man die Brut bis auf ein Fangrähmchen. Die Brut kommt in einen Ableger aus dem kein Honig geerntet wird - dort darf man behandeln. Die Varroamilben, welche im Wirschaftsvölk zum Zeitpunkt der Brutentnahme auf den Bienen aufgesessen sind, "stürzen" sich dann auf die Brut im Fangrahmen (... idealerweise Drohnenbrut). Diesen entnimmt man dann einige Tage später. Dann hat man im Wirtschaftsvolk erstmal Ruhe vor der Varroamilbe.
Die entsprechenden Behandungsmittel beziehe ich über den Heidelberger Imkerverein. Im Januar bestellt und bezahlt man die Mittel unter Angabe seiner Tierhalternummer, die jeder Imker zugeteilt bekommt. Dann gibt es zwei Termine zu denen man die Mittel beim stellvertretenden Vereinsvorsitzenden abholen kann. Einer davon war heute. Man muss persönlich erscheinen und mit seiner Unterschrift den Empfang der Mittel quittieren. Der Grund dafür ist, dass das Land die Varroabehandungsmittel subventioniert und man so verhindern will, dass Schindluder getrieben wird. Auf dem freien Markt sind die Mittel relativ teuer. Technische Ameisensäure etwa gibt es für 4 EUR pro Liter. Da die Bienen aber landwirtschaftliche Nutztiere sind und wir damit Lebensmittel erzeugen gelten andere Standards. Die Ameisensäure "ad us. vet." (ad usum veterinarium, zur Anwendung beim Tier) ist auf dem freien Markt gleich mal viermal so teuer.
Ausserdem war ich heute bei meinen Ablegern. Es gibt ein kurzes Zeitfenster in dem die alte Brut ausgelaufen und noch keine frische verdeckelte Brut vorhanden ist. In dieser Zeit sitzen die Varroamilben auf den Bienen auf und man kann mit einer Oxalsäure-Sprühbehandung behandeln. Diese wirkt nur bei aufsitzenden Milben, nicht jedoch in die Brut. Die Behandlung jetzt sorgt dafür, dass das Jungvolk einen weitgehend varroafreien Start hat. Ich habe bei der Gelegenheit in drei von vier Ablegern die neue Königin gesehen. Wir sind aber noch nicht "über den Berg". Es kann sein, dass die Königin den Hochzeitsflug noch nicht hinter sich hat. Auf diesem kann sie von einem Vogel gefressen werden oder auch den Heimweg nicht mehr finden. Es ist also noch spannend. Die Ableger stehen jetzt schon über drei Wochen in Gaiberg. Die Bienen, die seinerzeit umgezogen sind, sind also in der Zwischenzeit durch neue Bienen ersetzt. Die neuen Bienen haben keine Erinnerung an den alten Standort. Ich kann die Stöcke also in den nächsten Tagen abends, wenn die Bienen nicht mehr fliegen, wieder nach Hause holen.