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In huius igitur noctis gratia, suscipe, sancte Pater,
laudis huius sacrificium vespertinum,
quod tibi in haec cerei oblatione sollemni,
per ministrorum manus
de operibus apum, sacrosancta reddit Ecclesia.
...
Alitur enim liquantibus ceris,
quas in substantiam pretiosae huius lampadis
apis mater eduxit.

In dieser gesegneten Nacht, heiliger Vater,
nimm an das Abendopfer unseres Lobes,
nimm diese Kerze entgegen als unsere festliche Gabe!
Aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet,
wird sie dir dargebracht von deiner heiligen Kirche
durch die Hand ihrer Diener.
...
Denn die Flamme wird genährt vom schmelzenden Wachs,
das der Fleiß der Bienen für diese Kerze bereitet hat.

Der obenstehende Text ist aus dem Exultet, dem Osterlob, welches im katholischen Gottesdienst der Osternacht von einem Diakon oder Kantor gesungen wird. Die zuvor am Osterfeuer entzündete Osterkerze - Sinnbild des auferstandenen Christus - wird in die dunkle Kirche getragen, gleich danach erklingt das besagte Exultet.

Die Biene hat ihren Platz im Exultet, liefert sie doch das Wachs für die Osterkerze. Es wird vermutet, dass das Exultet seinen Urspung im Umfeld des hl. Ambrosius, Bischof von Mailand, hat, dem Schutzheiligen der Imker und Kerzenzieher. Der Legende nach hat sich auf Ambrosius im Kindesalter ein Bienenschwarm niedergelassen.

Ich will nicht darüber schreiben wie die Kirchen und insbesondere die Klöster Europa kulturell und religiös geprägt haben, darum geht es in diesem Blog nicht und das können andere besser. Ich möchte vielmehr ein wenig Kontext liefern, was Klöster mit der Landwirtschaft im Allgemeinen und mit der Imkerei im Besonderen zu tun haben.

Die Klöster im Mittelalterer haben unsere Gesellschaft in vielen Bereichen wesentlich geprägt und waren Motor für Innovation. Ein Kloster war zu dieser Zeit ein großer Standortfaktor. Die Zisterzienser (ein Reformorden in der Tradition der Benediktiner), haben neben dem Gebet auch harte körperliche Arbeit in hohen Ehren gehalten. Und so kam es, dass dieser Orden intensiv landwirtschaftlich tätig war. Die Klöster waren landwirtschaftliche Großbetriebe. Das Wissen über landwirtschaftliche Techniken wurde in den Klöstern angesammelt und es waren die Klöster, die - unter Anderem - über damit verbundene Fragestellungen im Austausch untereinander standen und Impulse geben konnten. Etwa bei der Entwicklung der Dreifelderwirtschaft oder der Erfindung des Räderpfluges. Einige Klöster in dieser Zeit auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg waren etwa die Klosterinsel Reichenau, Maulbronn, Schönau im Odenwald, Bronnbach im Taubertal oder der Kloster Lobenfeld im Kraichgau.  Auch die kath. Kirche in St. Ilgen geht auf eine Benediktiner-Probstei zurück.

Für den Gottesdienst werden sowohl Wein als auch Bienenwachs (Kerzen) benötigt, und so wurde in den Klöstern auch  der Weinbau, und die Imkerei kultiviert. Wobei der Wein natürlich auch eine gewisse Rolle außerhalb des Gottesdienstes gespielt hat. Siehe Kapitel 40 der Regel des hl. Benedikts. Dort vertritt Benedikt die Ansicht, dass der Weinkonsum im Grunde nicht zum Mönchsein passe. Weil sich jedoch die Mönche "heutzutage" (... wird sind im 6 Jahrhundert) nicht davon überzeugen ließen, solle man wenigsten nicht im Übermaß trinken.

Die Verbindung von Armut und Besitzlosigkeit des einzelnen Mönches einerseits und großem Arbeitseifer andererseits führte zu Überschüssen die re-investiert wurden, sodass über die Zeit ein großer Kapitalstock anwuchs, der dann wiederum zu verbesserten Produktionsmöglichkeiten führte - ein sich selbst verstärkendes System. So kam über die Zeit ein großer wirtschaftlicher Reichtum der Klöster zustande. Das war natürlich nicht  die einzige Quelle des Reichtums, aber es war mit eine Quelle. Eine ganz ähnliche Analyse liefert Max Weber bezogen auf einen viel späteren Zeitraum über die protestantische Arbeitsethik. Dort war es so, dass der Reichtum explizit als "Beweis" der Zuneigung Gottes verstanden wurde. Ob auch die Mönche viel früher so dachten, weiß ich nicht.

Ein immerfort arbeitender ("Bienenfleiss") Bienenstock welcher süssen Honig hervorbringt und scheinbar ohne Fortpflanzung auskommt war natürlich das ideale Vorbild für das klösterliche Zusammenleben. Zu dieser Zeit war noch nicht bekannt, wie Bienen sich fortpflanzen. Dies passiert ausserhalb des Bienenstocks und kann daher im Bienenstock nicht beobachtet werden. Hätte man zu der Zeit schon gewusst, wie sich die Bienenkönigin auf dem Hochzeitsflug begatten lässt, so hätte der Bienenstock hier nicht als Vorbild dienen können. 

Und noch etwas darf an dieser Stelle nicht fehlen: Der aus der Nähe von Biberach stammende Benediktinerbruder Adam (Karl Kehrle) war es, der die nach seiner Abtei in England benannte Buckfast-Biene schuf. Durch ein Bienensterben war die britische Insel nahezu frei von Bienen. Diese Ausgangslage nutze Bruder Adam, um um das Jahr 1915 herum in überlebende Bienenvölker andere Bienenrassen einzukreuzen, die seiner Ansicht nach gewünschte Eigenschaften hatten. So entstand die schwarmträge, friedfertige und ertragsreiche Buckfastbiene mit der auch hier in der Gegend viele Imker arbeiten.

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